Von Britta Röder, www.booknerds.de, 01/2022
Echte Indiebook-Perle
„Ein Kreis aus Salz“ ist das im Rhein-Mosel-Verlag erschienene Debüt von Sarah Beicht. Dass Beicht jedoch alles andere als eine Debütantin ist, belegt die in Mainz lebende Schriftstellerin mit ihren dreizehn Erzählungen auf brilliante Weise.
Auf knapp 110 Seiten beeindruckt die Autorin damit, wie vielfältig sie erzählen kann. Sie braucht nur wenige Worte, um ein Feuerwerk an Assoziationen zu entfachen und das Kopfkino ihrer Leser*innen in Gang zu setzen. Dabei bewegt sie sich sicher zwischen verschiedenen Genres.
Mal ist ihr Erzählen phantastisch wie in einem Traum. Dann erzeugt Beicht Bilder, die sich der Realität und einer eindeutigen Interpretation entziehen (z.B. „Ein Kreis aus Salz“, „Nachtaktiv“ oder „500 Miles“). Mal entwirft sie Szenen, deren Realismus sie wie unter einem Brennglas potenziert, wodurch sie neue Räume erzeugt, die selbst einer kurzen Erzählung die Tiefe einer kompletten Biografie verleihen können (z.B. „Das Zaudern vor dem Zebrastreifen“ oder „ Die Einladung“).
Ihrer Phantastik haftet ein magischer Realismus an, der an Murakami erinnert („Das Aufzugspiel“). Und ihrem Realismus fügt sie genau die Dosis an Phantastik hinzu, mit dem sie ein leichtes Gruseln erzeugt („Taxidermie“).
Die dreizehn Erzählungen, die hier erstmalig zusammengefasst sind, sind zwischen 2016 und 2021 größtenteils bereits in verschiedenen Anthologien erschienen, teils als erfolgreiche Wettbewerbsbeiträge.
Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet Beicht als freie Mitarbeiterin für das Literaturhaus Wiesbaden und moderiert regelmäßig Lesungen und Veranstaltungen zum Thema Literatur. Es ist jedoch zu wünschen, dass sie ihre Rolle als Autorin im Literaturbetrieb noch häufiger einnehmen und mit weiteren Veröffentlichungen in Erscheinung treten wird.
Fazit: Fans anspruchsvoller Prosa finden hier perfekt gesalzene Literaturhappen, die sich wohltuend vom Mainstream-Fastfood absetzen.
Der Rhein-Mosel-Verlag gehört zu den kleinen unabhängigen Verlagen, die man gar nicht oft genug vorstellen kann, da sie uns allen genau die Vielfalt garantieren, die Literatur braucht, um lesenswert zu bleiben.
Wertung: 14/15