„Wir können nicht vereisen, Mo!“, sagte sie. „Ich hab erst in einer Woche Ferien!“
„Und? Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich wegen eines Auftrags weg muss, während du Schule hast.“
Da hatte er Recht. Es kam sogar oft vor: Jedes Mal, wenn irgendein Antiquar, ein Büchersammler oder eine Bibliothek einen Buchbinder brauchte und Mo den Auftrag bekam, ein paar wertvolle alte Bücher von Schimmel und Staub zu befreien oder ihnen ein neues Kleid zu schneidern. Meggie fand, dass die Bezeichnung „Buchbinder“ Mos Arbeit nicht sonderlich gut beschrieb, deshalb hatte sie ihm vor ein paar Jahren ein Schild für seine Werkstatt gebastelt, auf dem Mortimer Folchart, Bücherarzt stand. Und dieser Bücherarzt fuhr nie ohne seine Tochter zu seinen Patienten.(aus: Cornelia Funke, Tintenherz)
Ein Buch, so es denn wirklich mal krank wird, kann an niemand besseren als einen solchen Bücherarzt wie Mo geraten. Jemanden, der um seinen Wert, nicht nur den materiellen, weiß und seinen Einband so vorsichtig, wie einen gebrochenen Flügel behandelt. Und so ein Facharzt kostet natürlich auch Geld. Und eine Bibliothek, die ganz viele solcher verarztungswürdigen Schätze hat, sucht sich zu diesem Zweck am besten Buchpaten.
Auf diesen Gedanken kam auch die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz und konnte vergangenen Dezember den 10. Geburtstag des Restaurierungsprogramms „Patient Buch sucht Paten“ feiern. Kürzlich veröffentlichte die Stadtbibliothek den neuen „herausragenden“ Spendenstand von 80.142,93 Euro seit 2006. Mit diesem Geld konnten bislang fast 60 seltene Drucke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert restauriert werden.
Kulturdezernentin Marianne Grosse freut sich über die große Spendenbereitschaft, „weil sie ein Zeichen von Verbundenheit mit der Stadtbibliothek und dem regionalen Kulturgut ist“.
Zurzeit kann man noch bis 1. April in der dazugehörigen Ausstellung den Zustand der Buchpatienten vor, während und nach der Behandlung begutachten. Der Eintritt ist frei 🙂