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Nachklapp Büchermesse

mainzer-buechermesse-3Der Novemberregen hat sich auch in meine Knochen geschlichen und meine ständigen Begleiter heißen seit Wochen Taschentuch und Nasenspray. Obwohl selbst mein Kalender bei jedem Aufklappen gehustet hat, habe ich mich doch am Sonntagnachmittag noch auf die Büchermesse ins Mainzer Rathaus geschleppt. Nur 10 Minuten wollte ich bleiben, ein paar Fotos machen und dann wieder rausschleichen. Menschliche Kontakte waren unbedingt zu vermeiden. Zu meinem – und zum Schutz der anderen Leute.

Gegen 16 Uhr trudele ich ein, befürchte schon den Abbau mancher Stände, und ströme direkt in eine Woge an Menschen. Die Messe ist selbst in den letzten Kapiteln noch sehr gut besucht, Kinder jagen sich auf kleinen Fahrrädchen durch die Gänge und aus einer Ecke weht Kuchenduft herüber. Ich schnappe mir einen Saalplan und schlendere von Stand zu Stand, um mir erst mal einen Überblick zu verschaffen. Direkt am Eingang fällt mir gleich mainzer büchermesse 1ein ganz spezielles Sitzmöbel auf: Ein Stuhl, da ist ein Stuhl und ich folge meinem kränklichen Impuls, mich hinzusetzen. Daneben steht ein Telefon, und weil ich mich berufen und angerufen fühle, nehme ich den Hörer ab. Eine freundliche Männerstimme liest mir eine Geschichte vor. Das ist ja cool, ich höre eine Weile zu und lege dann wieder auf, ich will die Leitung schließlich nicht blockieren. Das Kulturtelefon ist ein Projekt des Literaturbüros und spielt in Dauerschleife Texte von Mainzer Autoren in wechselnden Zyklen. Und das rund um die Uhr. Ich nehme mir vor, das mal nachts auszuprobieren, wenn ich nicht einschlafen kann.

Nach dieser ersten Dosis Literatur ziehe ich weiter meine Kreise, bis ich über eine lange Vitrine mit merkwürdigen Messern und Gerätschaften stolpere. Die augenscheinlichen Folterwerkzeuge gehören eigentlich zur Standardausrüstung des gemeinen Buchbinders, dessen Arbeit ab dem 2. Dezember in einer Ausstellung der Mainzer Stadtbibliothek präsentiert wird. Wieder was gelernt. Kein Wunder, ich befinde mich schließlich auch im Raum mit den Hochschulen und der politischen Bildung und kann mich ausgiebig über buchnahe Studiengänge und Regionalhistorie informieren. Da ich aber schon mit einem ausfüllenden Studiengang versorgt bin, gehe ich schnell weiter und entdecke eine quietschbunte Ecke, tapeziert mit Monstern und Geschöpfen. Einer der Schwerpunkte in diesem Jahr ist nämlich die Kunst des Comiczeichnens und Pinselschwinger wie JARoo, JAZAM! und die Pengboom Society signieren und sketchen was das Zeug hält.

Die Büchermesse im Rathaus ist im Grunde wie der Gonsenheimer Wald, wenn man vorne reingeht, kommt man nach einer Zeit immer wieder an den Anfang zurück. So laufe ich beispielsweise mindestens drei Mal am Stand des gONZo-Verlages vorbei, bevor ich mich den ausliegenden Flyern widme. Ach wie schön, freue ich mich, das Lesezimmer und ganz viele bunte Heftchen. „Das sind unsere verstreuten Gedichte“, sagt Miriam Spies, Miss gONZo persönlich, und zeigt mir von „Irischen Couplets“ bis hin zu „Zeitgemäßen Tresenliedern“ die Highlights der Reimereien. Wir plaudern ein bisschen über das neue Verlagsprogramm und den Pink Carpet und mit einer Hand voller Gedichtbändchen verlasse ich schließlich den Stand (Rezis coming soon!).

Für die grauen Zellen gibt es auch einiges zu tun, so nehme ich an Literaturquizzes von Mentor Mainz e.V. und dem Literaturbüro teil und trage meinen Namen noch in zahlreiche Newsletter ein. Vielleicht gewinne ich ja mal was, Büchergutscheine gehen immer. Was ich auf jeden Fall mitnehme, sind Inspirationen für Weihnachten, denn Erlesenes & Büchergilde stellt hier seine neuesten Schmuckstücke aus. Direkt neben dem Shop vom Gutenberg-Museum kann man entlangflanieren und sich mit Schreibfedern und Apfelkalendern eindecken, es gibt alles, was das Bücherherz begehrt. Und wem das noch nicht reicht, der kann sogar selbst zur Walze greifen und sein eigenes Mainz-Motiv drucken.

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Vollgepackt mit Flyern, Prospekten, Heftchen und Stickern, esse ich noch ein Stück Kuchen – Messeflair muss sein – und verlasse zufrieden und erschöpft die Mainzer Büchermesse. Es gab viel Spannendes zu entdecken, aktiv zu bemalen und ich habe mich sehr nett mit Mainzer Büchermenschen unterhalten und meine Leseliste dabei wieder mal ein bisschen ausgeweitet. Bis zum nächsten Jahr 🙂

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