Schritt auf Tritt geht es weiter zum nächsten Programmpunkt: die Exkursion. Ich hatte mich für das Deutsche Literaturinstitut Leipzig entschieden. Gut bewacht von der Security der
benachbarten Amerikanischen Botschaft, befindet sich eine kleine Villa, in der die Nachwuchsschreiber wohlbehütet ihrem eigenbrötlerischem Werk nachgehen können. Neben Hildesheim, Wien und Bern ist dies der einzige Ort im deutschsprachigen Raum, an dem man, eingegliedert in den universitären Ablauf, kreatives Schreiben studieren kann. Beeindruckend. Für mich als Schreiberling war der Besuch im DLL unheimlich spannend. Man erzählt uns vom Studienplan, den Lehrinhalten und den exzentrischen Köpfen, die sich in Kleinstgruppen aneinander reiben sollen. Der Bachelor ist noch dreigeteilt in Lyrik, Drama und Prosa, während sich der Master ganz klar einem größeren literarischen Romanprojekt widmet. Das Auswahlverfahren ist hart, 20 bis 30 Manuskriptseiten sind Muss, im Master kommt dann noch ein Exposé hinzu. Kein Wunder, dass manch Freigeist sein elitärer Status zu Kopf steigt. In einer Universitätsbroschüre wird das Literaturinstitut kommentiert mit „Funktion: unklar“. Studenten und Dozenten scheinen diesen Status zu genießen, in der hübschen Villa können sie weitgehend ihr eigenes Ding machen. Auf dem Weg nach draußen müssen wir noch durch einen Flur gehen, gesäumt von beleuchteten Vitrinen. Hier stehen die Werke derjenigen aus, die es bereits geschafft haben. Unter anderem Juli Zeh oder auch unser Mainzer Stadtschreiber Clemens Meyer.
Wer sich nun fragt, wie viel in einen einzigen Tag eigentlich reinpassen kann, der war noch nicht in Leipzig. Vielleicht schon, aber auf jeden Fall noch nicht beim Nachwuchsparlament. Der krönende Abschluss des bis jetzt heißesten Tag des Jahres ist nämlich das Mitgliederfest, auf dem die ganze Prominenz zusammenkommt. Ausgestattet mit lustigen kleinen Namensschildchen machen wir uns auf den Weg ins Grassimuseum, das architektonisch schon einem Palast gleicht. Auch hier gibt es ein feines Buffet und feinste Getränke und vor allem viel Socialisen und Networken. Ich habe meine Lektion gelernt und schließe mich lieber gleich den angebotenen Museumsführungen an. Persönliches Highlight war natürlich die Führung über den Alten Johannisfriedhof. Hier liegen unter anderem Goethes Muse „Käthchen Schönkopf“ und der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus (ach, den gab’s also wirklich).