Ingo Bartsch betonte immer wieder, er freue sich „extrem“, und er hat auch allen Grund zu dieser Freude: Sein Debütroman Opakalypse erschien am 2. April bei keinem geringeren Verlagshaus als PIPER und seit dem scheint er sich vor Interviewanfragen und Fernsehauftritten kaum retten zu können. Vergangene Woche lud nun das Literaturbüro Mainz zur Premierenlesung im Hafeneck und das konnte sich Gutenbergs Letterwald natürlich nicht entgehen lassen.
Eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn fand fand ich nun endlich ins Hafeneck und hätte beinahe schon direkt wieder umkehren können. Es war proppevoll, bis draußen saßen die Leute, an der Bar stapelten sie sich übereinander und es war nur der Marktfrühstückerprobtheit eines mittelalten Ehepaars zu verdanken, dass ich mich noch auf einem Bänkchen dazuquetschen konnte. Ein wildes Gemurmel machte sich in der Kneipe breit, der Autor gab sich volksnah und begrüßte Freunde, Bekannte und Fans. Unter das illustre Publikum mischten sich auch einige prominente Figuren der einschlägigen Literaturszene, so konnte man beispielsweise die Autoren Maximilian Pollux – beim Nippen an seinem Getränk – oder Jürgen Heimbach – beim Gespräch mit Kollegen – in freier Wildbahn beobachten. Als die Menge sich nun etwas beruhigt hatte, ergriff Ingo Rüdiger vom Literaturbüro das Wort und bat den Autoren Bartsch auf die Bühne. „Irgendwo zwischen Enthüllungsjournalismus à la Wallraf und Bukowski“ sei die Opakalypse anzusiedelen, ein Raunen ging durch die Reihen, es wurde mucksmäuschenstill. Ingo Bartsch zog eine „abgefuckte Kladde“ aus der Tasche und sagte, dass er darin seine Ausdrucke für Lesungen transportiert hatte. Aber nicht mehr. Jetzt konnte er endlich ein richtiges Buch aus der Tasche ziehen, mit Einband, Strichcode und Verlagslogo und er freue sich eben „extrem“, es nun aufklappen und daraus lesen zu können.
Inhaltlich möchte ich gar nicht so sehr einer Buchrezension vorweggreifen, nur so viel: Es geht um Altenpflege. Und das ist schon ein Hammer, denn Ingo Bartsch arbeitete nun selbst mehrere Jahre in einem Altenpflegeheim und weiß bestens um die miserablen Zustände, die dort herrschen. Die Idee, genau darüber einen Roman zu schreiben, ist gut – dafür eine humorvolle, lebensbejahende Perspektive zu wählen, ist brillant. Er schmückte seine Textpassagen immer wieder mit kleinen (erschütternden) Anekdoten aus seinem Arbeitsalltag aus, interagierte mit der Zuhörerschaft und begrüßte während des Lesens sogar noch später Dazugestoßene. Mit pointierter, sympathischer Lesestimme beschrieb er etwa das Einstellungsgespräch, den ersten Arbeitstag und die stressigsten Patienten seiner Hauptfigur Jules und vergaß dabei nie das Lachen in all der Ernsthaftigkeit der Passagen. Das Publikum dankte es mit frenetischem Applaus, Bücherkäufen und Signierwünschen.
Herzlichen Glückwunsch, Ingo Bartsch, zu diesem gelungenen Auftakt!
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