Jazzklänge, feine Häppchen und tierische Texte – die Komparatisten der Uni Mainz sind wieder aus ihrer Werkstatt gekommen und haben in der Alten Mensa ihre neuesten Werke vorgestellt. Aufgelockert mit zwei Kurzfilmen und dem fantastischen Goodtimes-Trio stellte sich daraus ein wunderbar buntes Programm zusammen, das von schrumpfenden Protagonisten, über gepunktete Elefanten bis hin zu fragwürdigen Bankräubern reicht.
Den Anfang macht Veronika Dyks, die in „Kleinstadtkind“ von einer vermutlich rückwärts alternden Studentin erzählt, die schrumpft, schrumpft und schrumpft, bis gar nicht mehr so viel von ihr übrig zu bleiben scheint und schließlich als Schlusspunkt in der kindlichen Zeichnung einer Rose verschwindet. Felix-Alexander Wollberg, gelernter Konditor und nun passionierter Komparatistikstudent, stellt danach seine animalischen Texte „Ein Wunschkonzert“ (gepunkteter Elefant) und „Kein Witz“ (hypochondrisches Pferd) vor und trifft damit den Nerv des Publikums. Vor allem Letzterer macht sich die Ausgangssituation „Geht ein Pferd zum Arzt…“ zunutze und flechtet daraus ein kurios-komisches Humorstück, das alles ist außer einem flachen Witz. Ganz im Gegenteil zu dem ersten Kurzfilm des Abends, von dem Regisseur Niklas Becker selbst tiefstapelt und an die Aufmerksamkeit der Zuschauer appelliert, denn „die Pointe wird erfahrungsgemäß schnell übersehen“.
In der zweiten Hälfte geht es zunächst mit leichten lustigen Texten weiter, denn Annika Baumgart schafft es, das „Abenteuer Bahnfahren“ und eine Diskussion über „Gelbe U-Boote“ kurzweilig und mit großer Lesekunst zu illustrieren. Der letzte Autor des Abends, Hannes Franzke, schlägt da in eine ganz andere Richtung. Er liest aus einem unbenannten Romanauszug von einem jungen Mann während des Ersten Weltkriegs. In einer langen Textpassage muss sich der Protagonist immer wieder gegen seinen Vater stemmen, sein Schreiben und die Liebe zur Literatur immer im Hinterkopf. Hier darf man sicherlich gespannt sein, auf das fertige Werk. Ganz vorbei ist die Werkstattlesung danach aber noch nicht, denn zum Abschluss kommt noch ein anonymer Beitrag, der von zwei Studenten aus der Schauspielgruppe vorgetragen wird. Hier entwickelt sich ein herrlich skurriler Dialog mit allerlei Zitaten und Anspielungen aus der Literaturgeschichte. Die beiden machen sich den Text vollkommen zu eigen, streiten sich, fallen ins Wort und erheben am Ende doch ihr Glas zum Verbrüderungstrunk. Zum Schluss wird es noch einmal filmisch mit „Waiting in a Van“ von Winona Wilhelm und Oliver Häfner, der das Publikum noch einmal mit einem Lächeln auf den Lippen in den Abend schickte.
Endlich wieder eine Ausgabe von „Neues aus der Werkstadt“! Es war ein wunderbar leichter Abend bei dieser Hitze, mit schönen Texten, einem breiten Spektrum und wirklich guter Jazzmusik. Super netter Kontakt, gerne wieder 🙂