In Leipzig ist der Sommer angekommen und auch die Diskussionen rund um das gedruckte Wort haben einiges an Hitzigkeit zu bieten. Als eine von hundert Nachwuchsbuchmenschen wurde ich vom 22. bis 24. Juni in die bevölkerungsreichste Stadt Sachsens eingeladen, um bei Workshops und Exkursionen über „Das Wort und sein Wert“ zu sinnieren. Neben den Buchtagen Leipzig stand auch die Teilnahme an der Hauptversammlung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels auf dem Programm.
Tag 1
Mein erster Tag als Nachwuchsparlamentarier beginnt mit einer problemlosen (!) Zugfahrt in Richtung Nordosten und dreieinhalb Stunden Jane Austen auf meinem E-Reader. Wie passend. Die folgenden drei Tage sollte ich nämlich damit zubringen, mir über dieses kleine Teufelsding Gedanken zu machen: Was geschieht mit Büchern, wenn jeder nur noch auf Bildschirme starrt? Wie vermarktet man E-Books ohne jegliches Budget? Und sterben deshalb die kleinen Buchläden aus? Doch diese Szenarien belasten mich zu diesem Zeitpunkt noch wenig und nach einer anstrengenden Fahrt steige ich lieber aus, bevor ich noch weiter nach Dresden fahren muss. Nach einer kurzen Runde Frischmachen, kommt auch schon der erste Tagesordnungspunkt: das Get Together (Business-Deutsch für „Kennenlernrunde“). Auf dem Infozettel stand, wir sollten uns schick machen für die Abendveranstaltungen, eine Floskel, die ich bis jetzt immer nur für eine leere Menge hielt, doch den Portionsgrößen des Buffets nach, handelt es sich hierbei wirklich um eine gehobene Veranstaltung. Die Sonne brennt auf der Dachterrasse und ich lasse mir von einem Kellner, kaum älter als ich selbst, ein kleines Wasserfläschchen nach dem anderen öffnen. An Stehtischen kommt die Buchbrut also zusammen und lernte sich kennen. Gespräche summen mal hierhin mal dorthin, Flyer werden ausgetauscht und die schlechten Ausbildungsbedingungen einstimmig beklagt. Auch ein paar Studenten aus Mainz sind dabei, ausnahmslos Buchwissenschaftler, ich wusste gar nicht, dass der Studiengang so beliebt ist in der Branche. Ich mit meinem Literaturstudium falle dabei auf wie ein Eselsohr im Foliant und muss nicht selten erklären, wie ich eigentlich hierher gekommen bin. „Die Bewerbung war auch für Studenten geöffnet (eine Fachrichtung stand nicht dabei) und mein Essay scheint gefallen zu haben“, sagte ich dann immer. Man nickt und schiebt sich an mir vorbei, zum Networken bin ich nicht geeignet. Der Abend gestaltet sich entspannt und harmonisch, eine Kahnfahrt auf dem Karl-Heine-Kanal und die Sichtung eines Nutrias zählten zu meinen persönlichen Highlights des Tages.