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Pink Carpet in der Dorett – Literatur auf dem Teppich der Tatsachen

Schummrige Bar, beißender Rauch, Schnapspfützen auf dem Tresen. Dazwischen ein Subjekt, das aus seinem Buch vorliest. Rotlichtflair im Bahnhofsviertel, Rotwein im Glas. Es wird literarisch in der Dorett Bar, wenn der Pink Carpet da ist. Es wird ein Abend für die Texte abseits von staubigen Stadtbüchereien und Bestsellerregalen.

Gegründet wurde der Pink Carpet Ende 2015 von Miriam Spies und ihrem gONZo-Verlag, in Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin Eva. „Also eigentlich war das ja eine Idee von der Dorett Bar„, sagt Miriam, „Die wollten wieder ein bisschen Kultur in ihre Tränke bringen und da habe ich dann irgendwann nachgegeben und zugesagt“. Die Bar sei aber auch ein perfekter Ort für Literatur, die schräg, laut und provokant ist. Mit ihren rot getünchten Wänden und dem erweiterten Rauchverbotsbegriff bietet sie die perfekte Plattform, die „für alle offen, aber nichts für jeden“ ist. Hier feiert man Literatur noch so, wie sie entstanden ist – von feuchtfröhlich bis schmerzvoll. Und mittendrin das Publikum, das es sich gemütlich machen kann. Hier sitzt man auf Hockern, Sofas und am Tresen, nicht aneinandergereiht, zu lange auf zu harten Stühlen. Der Grundbedarf an Flüssignahrung ist vorhanden und gemeinsam mit den Autoren begießt man sich und die Kunst. Stilecht und authentisch eben.

Das Motto des Pink Carpets; © Moritz Arndt

Viele der Autoren, die auf dem rosanen Teppich lesen, kennt Miriam persönlich, pflegt den Kontakt zu ihnen und schwärmt von den Highlights der bisherigen 13 Ausgaben. Da war beispielsweise Jürgen Ploog, der in Anlehnung am William S. Borroughs wie kein anderer deutschsprachiger Literat das Cut-up meistert oder wenn gleich beim ersten Carpet der Schlagzeuger von Kraftwerk, Wolfgang Flür, die Dorett Bar beehrt. Publikum für solche Underground-Helden gibt es genug, sogar im kleinen Mainz, auch wenn die Zuschauerzahlen manchmal nur knapp an den zweistelligen Bereich heranreichen. „Es ist halt schade, wenn manche aus Berlin oder Hannover kommen und dann sitzen da nur drei Leute“, sagt Miriam, „Das ist aber doch die Ausnahme und oft genug war es auch schon richtig voll.“ Seit dem vergangenen Jahr wird der Pink Carpet sogar von städtischer Seite unterstützt und erhält Förderung vom Kultursommer Rheinland-Pfalz. „Das freut uns natürlich und ist auch eine finanzielle Entlastung, weil wir den Künstlern natürlich eine angemessene Gage zahlen wollen“. Abgerundet wird der Abend dann noch mit thematisch passenden Tanzmelodien, denn bei vielen der Autoren lässt sich ein deutlicher Bezug zur einschlägigen Musikszene ausmachen. Diese Texte gehen ins Ohr, durch die Blutbahn und direkt in die Beine.

Der rosane Teppich wird ausgerollt in der Regel an jedem dritten Donnerstag des Monats von Januar bis Mai und September bis Dezember. Der Beginn ist immer um 21 Uhr, Einlass ab 20 Uhr. Karten gibt’s im Vorverkauf beim Werkstattladen uah!, in der Dorett Bar sowie beim Baron. Weitere Infos findet ihr hier.
Der 14. Pink Carpet findet heute Abend (18. Januar 2017) statt mit »Fotzenfenderschweine« von Almut Klotz, eine Lesung feat. Konzert mit Frau Kraushaar & Reverend Christian Dabeler. (Letterwald wird berichten 🙂 )

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